| | Kurzschluss - Art Rules Architecture Rules Art | |
Info: | Erstes bundesweites Vernetzungsprojekt von Kunststudenten | |
| Kunde: | Kurzschluss |
Standort: | Stuttgart, DE | |
Typus: | Interior design | |
Status: | Realisiert (2005) | |
Fläche: | 11.000 m² Bestand | |
Kosten: | Low budget - Sponsoring | |
Team: | mit Grischa Fischer, Kristof Gavrielides, Till Mache |
Kunst und Architektur im Prozess Wohnen, Arbeiten, Ausstellen – Kunststudenten aus ganz Deutschland lassen auf 11.000 qm in Zusammenarbeit mit dem Planerteam ein interdisziplinäres Workcamp entstehen. Im Rahmen des Vernetzungsprojektes „Kurzschluss“ bot das Gelände eines ehemaligen Kolonialwarenlagers Platz für einen aktiven Austausch zwischen den 150 teilnehmenden Studenten der 22 deutschen Kunsthochschulen. In einem zweimonatigen Workcamp lebten und arbeiteten die Künstler zusammen. Aufgabe war es in Zusammenarbeit mit den Künstlern die dafür notwendige räumliche Infrastruktur zu schaffen. Diese Ausgangssituation bot die Möglichkeit eine Reihe von Raumkonzepten, die sich mit Architektur als Prozess auseinandersetzen, zu realisieren. Zu planen und zu bauen war der Wohn-, Ausstellungs- und Foyerbereich. Die erforderlichen Eingriffe erfolgten in zeitlicher Abfolge aufgeteilt in drei Phasen. Während der ersten Phase entstanden die für die Künstler notwendigen Wohnbereiche. Im zweiten Abschnitt, während die raumbezogenen Arbeiten der Künstler Gestalt annahmen, ging es darum die Ausstellungsräume zu verbinden und den Eingangsbereich, das multifunktionale Foyer zu installieren. In einer dritten, regressiven Phase wurde das Foyer zum Skatepark deklariert, wobei die installierten Oberflächen zur schnellen Abnutzung freigegeben wurden. Die durch architektonische Interventionen umprogrammierten Bereiche wurden dabei durch variierende Schraffuren am Boden markiert und hoben sich so klar von den künstlerischen Arbeiten ab. Als Material kamen ausschließlich vorgefundene Reste und Holzabfall zum Einsatz. |
Erste Phase - Workcamp Das in der ersten Phase entstandene "Camp" umfasst einen Schlafbereich, eine mediale Sitz- und Liegelandschaft, einen Essbereich und eine Küche. Bei der Einrichtung wird besonderer Wert auf die Gestaltung einer kommunikationsfreundlichen Atmosphäre gelegt. Die sanitären Räume müssen in mobilen Containereinheiten im Hof installiert werden. Die mediale Landschaft ist das Wohnzimmer der Künstlergemeinschaft. Sie besteht aus Teilen der abgehängten Deckenverkleidung und aus Platten von abgebauten Trennwänden. Eine Bibliothek, Sitz- und Liegemöglichkeiten, integrierte Beleuchtungs- und Projektionsmöglichkeiten, sowie zwei Internetterminals bieten den temporär Wohnenden ein umfangreiches Aktionsfeld. Als Hauptversammlungsort dient der 200 qm große Essbereich. Für diesen Bereich eigens konzipierte Tische lassen eine Vielzahl von Formationen zu und finden sich im Laufe der Kurzschlussveranstaltung an unterschiedlichsten Orten und unter verschiedensten Nutzungen wieder. |
Zweite Phase - Foyer Der Entwurf der zweiten Phase entsteht als 1:1-Modell direkt vor Ort. Dabei stehen den Architekten immer wieder freiwillig helfende Künstler zur Seite. Das Foyer besteht im Wesentlichen aus vier Bereichen: Ein Mittel diese vier Bereiche zu verbinden ist die Bezugnahme auf vier Fluchtpunkte: den Ausstellungszugang, den Eingang, den Vortragssaal und den Pool. Die markierende Schraffur am Boden, wie auch die Fluchtlinien der Möblierung werden diesen vier perspektivischen Bezügen angepasst. Diese Sichtbezüge lassen einen Wanddurchbruch entstehen, der zusätzliche Sitzmöglichkeiten und eine Bibliothek beinhaltet, wie auch eine Infowand rechts neben dem Eingang. So werden landschaftliche Aspekte von nah und fern oder hoch und tief zum raumordnenden Prinzip. |
Dritte Phase - Exzessive Nutzung und Abnutzung Die dritte Phase beschreibt die exzessive Nutzung und Abnutzung der architektonischen Bestandteile vor der geplanten vollständigen Entkernung. Hierbei wird die Bespielbarkeit der Möblierung nicht zuletzt als Skatepark deutlich und rundet somit den architektonischen Prozess ab. Aus Abfallmaterialien werden wohnliche, repräsentative Räumlichkeiten, die letztlich wieder zu Abfall werden, der erneut gestaltet werden kann. Als Resultat dieser temporären Bespielung des Raums steht also nicht primär die architektonische Form als vielmehr das sich Ändernde, Prozesshafte, Integrative, das Netzwerk aus Menschen, die sich über einen kurzen, aber intensiven Zeitraum hier kennenlernten und vielleicht mit der ein oder anderen Freundschaft, Motivation oder Idee in ihre Heimatstadt zurückkehren konnten. |